Frauen in der IT? Leute, es wird Zeit!

18 Prozent. So viele Frauen arbeiten derzeit in Deutschland in der IT-Branche. Nicht nur angesichts des herrschenden Fachkräftemangels sind das viel zu wenige. Bei verdigado legen wir Wert auf Diversität und natürlich Gleichberechtigung. Doch auch bei uns arbeiten noch nicht so viele Frauen in der IT, wie wir uns wünschen würden. Anlässlich des Internationalen Weltfrauentags am 8. März haben wir mit drei unserer ITlerinnen gesprochen.

Elizabeth Dunphy, Webentwicklerin, aktuell im Masterstudiengang mit Schwerpunkt auf Software Engineering

»Eigentlich bin ich nur durch Zufall zur IT gekommen. Ich war zwar  auf einem Gymnasium mit technischem Zweig, hatte aber wenig Interesse an  Informatik. Als ich mich dann beim Abi für eine Naturwissenschaft  entscheiden musste, schien mir Informatik als das kleinere Übel. Und  dann hab ich plötzlich gemerkt: Mir macht das Spaß und ich kann das!  Also habe ich mich nach dem Abschluss an der Uni Regensburg für  Medieninformatik eingeschrieben – ein Studiengang mit relativ hohem  Frauenanteil, weil das als „softere Variante“ der Informatik gilt.  Rückblickend wünschte ich, ich hätte mich getraut, mich gleich für  Informatik zu entscheiden. Auf dem Arbeitsmarkt habe ich gute und  schlechte Erfahrungen gemacht: Ich erlebe immer wieder, dass es  Kolleg*innen und Arbeitgeber gibt, die sich freuen, wenn mehr Frauen in  der Branche sind, aber es gibt eben auch die anderen, die einen einfach  nicht wertschätzen. Dabei ist gerade das wichtig, um sich weiter zu  entwickeln und motiviert zu bleiben.«

Katarina Ratajczyk, Support

»Ich bin über Umwege zur IT gekommen. Eigentlich hab ich mal Englisch und Geschichte studiert mit Informationswissenschaften im Nebenfach. Mich hat zwar schon in der Schule diese Richtung interessiert, aber die AGs, die es da gab, waren einfach richtig schlecht: Ein paar Nerds haben irgendwas gemacht und der Rest saß daneben ohne zu kapieren, worum‘s geht. Nicht sehr motivierend. Heute wäre das alles einfacher: Das Internet bietet so viele Ressourcen, um sich Fähigkeiten und Wissen anzueignen. Über einen Studijob bin ich dann aber doch im technischen Bereich gelandet und hab gemerkt, dass das mein Ding ist. Ich habe das Grüne CMS schon sehr früh mit betreut und sozusagen on the job gelernt. Leider erlebe ich es auch nach vielen Jahren im Beruf immer noch, dass man unterschätzt wird, nur weil man eine Frau ist. Einmal hat ein Kunde angerufen und gefragt, mit wem er sein Website-Problem besprechen kann. Als ich meinte: „Mit mir.“, war seine Reaktion: „Das habe ich befürchtet.“ Es ist also noch ein ziemlich langer Weg, den wir vor uns haben, bis Frauen in der IT die Wertschätzung bekommen, die sie verdienen.«

Hanna Hüwe, Wirtschaftsinformatikerin und Programmiererin

»Ich habe mich schon in der Schule für Informatik interessiert und mich daher auch für den Leistungskurs in diesem Fach entschieden. Danach kam dann ein duales Studium. Im Praxisteil war ich die einzige Frau in meiner Firma im Lehrjahr, an der Hochschule war das Verhältnis so etwa zwei Drittel Männer zu einem Drittel Frauen. Ich habe vor verdigado in einem sehr großen Unternehmen mit bis zu 6000 Mitarbeitenden gearbeitet. Der Altersdurchschnitt war dort recht hoch. Dementsprechend waren auch Generationenkonflikte ein Thema. Der durchschnittliche alte, weiße Mann kann sich halt leider immer noch nicht vorstellen, dass eine Frau nicht im Marketing oder Projektmanagement, sondern tatsächlich in der IT arbeitete. Man wird oft unterschätzt. Mitarbeitende, die eher in meinem Alter waren, hatten zum Glück meistens aber schon eine fortschrittlichere Haltung. Ich würde mich heute wahrscheinlich gleich für einen reinen Informatikstudiengang mit Schwerpunkt auf Robotic entscheiden.«


Und was kann man tun, damit sich das ändert?

Da waren die drei sich ziemlich einig: Keinen Unterschied zwischen Mädchen und Jungen machen, wenn es um technisches Spielzeug von Lego bis Roboter geht und früh die Entwicklung fördern. Quotenregelungen fanden sie als dauerhafte Lösung nicht erstrebenswert, aber als eine mögliche Brücke, um den Wandel in der Arbeitswelt zu beschleunigen.

Es fehlt in der IT nach wie vor an weiblichen Role Models. Dabei gibt sie: Kompetente Frauen wie Liz, Katarina und Hanna.

Einen schönen Weltfrauentag 2022!